Und wieder bildeten wir das Empfangskomitee für Thibaud. Wieder stand die alte Clique, die aus seinen alten Schülern und Schülerinnen bestand, fast vollzählig vor dem Nebenausgang der Haftanstalt auf dem Gehsteig. Hanshubert bot Zigaretten an, aber die meisten hatten das Rauchen aufgegeben. Ulla stand da in ihrem weiten Mantel, unbeweglich und konzentriert, während Wolle eine Sektflasche schwenkte und grinste. Natürlich hatte uns die Nachricht, dass Thibaud seine Reststrafe hatte absitzen müssen, schockiert. Zilly war die erste gewesen, die Ulla anrief: “Er wird nie vernünftig handeln,” hatte sie gesagt. Denn er war tatsächlich nach Hamburg gefahren, hatte diesem hässlichen Anwalt tatsächlich aufgelauert und ihn verprügelt, obwohl er hätte wissen müssen, dass er damit gegen die Bewährungsaulagen vertieß. Immerhin hatte er nur sechs Wochen Haft aushalten müssen, und Ulla berichtete, dass er gar nicht traurig darüber war, weil er im Knast Zeit hätte, endlich Proust komplett zu lesen.
Dann öffnete sich die schmale Tür, die in das große eiserne Tor eingelassen war, und Thibaud machte einen Schritt in die Freiheit. Er hatte sich den Schädel rasiert und sah sehr ausgeruht aus. Ulla lief ihm die drei Schritte entgegen. Sie fielen sich in die Arme. Wir anderen hielten uns zurück. Dann öffnete Wolle die Sektflasche und brachte sie den beiden. Thibaud trank einen langen Schluck und sagte dann: “Es wird nicht gehen ohne Gewalt. Es wird nötig sein, die Arschlöcher zu schlagen, wenn man sie trifft. Und es gehört dazu, die Strafe zu ertragen. Wenn wird den zynischen, menschenfeindlichen Schweinen nicht ab und an was auf den Rüssel geben, dann werden sie immer weiter machen. Das darf nicht sein.”