Trepanation

Nach nächtelangen Diskussionen hatten wir schließlich eingewilligt. Thibaud hatte uns zwar nicht überzeugen können, aber sein Wunsch nach der Trepanation war so groß, dass wir es mehr und mehr als Freundespflicht empfanden, den Eingriff an seinem Schädel auszuführen.

Sarah hatte das notwendige Material für die Betäubung und die Wundversorgung besorgt, ich hatte die Schlagbohrmaschine mitgebracht. Thibaud bestand darauf, dass man ihm den Schädel scheren sollte. Gwen tat ihm den Gefallen mit einem Elektrorasierer. Nachdem wir die geeignete Stelle auf seiner Stirn identifiziert und markiert hatten, wollte Sarah den Shunt für die Anästhesie setzen, aber Thibaud lehnte schließlich mit dem Argument ab, das Öffnen der Haut über dem Schädelknochen wäre auch nicht schmerzhafter als eine beliebige Platzwunde.

Also dezinfizierte Sarah den festgelegten Punkt und schnitt die Haut kreuzweise mit dem Skalpell ein. Thibaud zeigte keine Reaktion. Sie und Gwen zogen die Fleischlappen mit Klammern auseinander, und ich konnte den Knochen erkennen. Man hatte mir dazu geraten, eine 8er-Diamantspitze zu benutzen, die zuvor über einer Flamme zu sterilisieren sei. Diese Vorbereitung hatte ich getroffen und setzte nun den Bohrer an Thibauds Stirn an.
Er hob die Hand und sagte: “Einen Moment noch. Ich weiß, dass ihr nicht versteht und akzeptiert, warum ich euch das hier tun lasse. Ich bin dankbar, dass ihr es trotzdem tut und verspreche euch, dass ihr von meinem neuen Zustand profitieren wollt.”

Es dauerte nur wenige Sekunden bis der Bohrer den Knochen durchdrungen hatte. Ich zog die Spitze rechtzeitig zurück. Es floss kein Blut, nur ein helle, fast durchsichtige Flüssigkeit. Thibaud hatte das Bewusstsein verloren. Gwen vernähte die Haut und desinfizierte die Wunde. Mir wurde schlecht.

Thibaud erwachte nach einer knappen halben Stunde. Als er sah wie bleich ich geworden war, lachte er sehr laut. Ein paar Tage später, nachdem er schlaflos und von Wahnvorstellungen gequält durch das Haus geschlichen war, während wir ihn abwechselnd bewacht hatten, brachten wir ihn in die Psychartrie.

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