Die Tatsache, dass ausgerechnet er, der zu den größten Gegner des motorisierten Individualverkehrs zählte, einen solchen Wagen besitzen könnte, ein Auto mit einem Zwölfzylindermotor, der es auf eine Leistung von fast sechshundert PS brachte, ein derart protziges Modell, das die Beobachter jederzeit polarisierte, erschien uns so verrückt, dass wir nicht wagten, ihn zu fragen, wie es dazu hatte kommen können. So saßen wir im Gartenrestaurant draußen bei D. beisammen, während auf dem Parkplatz der Bentley in der milden Sonne hockte wie eine fette, satte Raubkatze mit dümmlichem Gesichtsausdruck.
Nach dem dritten Weizen beugte sich Ernst zu Thibaud hinüber und fragte: „Was verbraucht der denn so?“ Sein Gegenüber schwieg eine Weile, setzte dann an breites Grinsen auf und antwortete: „Das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht. Wenn der Tank leer ist, las ich ihn wieder auffüllen.“ Odda schlug mit der flachen Hand auf den Tisch: „Wie kannst du angesichts der Klimakatastrophe mit einer derartigen CO2-Schleuder herumkutschieren? Ist es dir egal, dass du zur Vergeudung fossiler Rohstoffe beiträgst? Schämst du dich nicht, eine Viertelmillion für ein Auto auszugeben?“ Sie war empört, sie sprach aus, was wir alle dachten.
Thibaud ließ sich mit der Entgegnung Zeit. Dann sagte er: „Ihr seid so berechenbar in eurer Heuchelei. Du, Hansherbert, bist mit einem Auto gekommen, das zwanzig Jahre alt ist, das zwar nur halb so viel verbraucht wie der Bentley, dafür aber Zeug in die Luft pustet, dass der Zwölfzylinder gar nicht produzierst. Und du, Ernst, du bist mit dem Wagen hier, obwohl du diesen Ort in kaum einer halben Stunde mit dem Fahrrad erreichen könntest. Ich aber, der ich das Autofahren hasse, fahre höchstens einmal in der Woche irgendwohin, habe in den drei Monaten seitdem ich das Auto besitze, kaum fünfhundert Kilometer zurückgelegt und schade damit der Umwelt weniger als zum Beispiel du, Olav, der du meinst, auf dem Lande wohnen und in der Stadt arbeiten zu müssen. Ja, der Bentley ist eine Provokation, zumal ich ihn von einem Lottogewinn bezahlt habe und er das erste war, was ich gekauft habe. Weil ich einmal in meinem Leben ein Luxusauto besitzen wollte. Und, damit ihr euch wieder beruhigen könnt, die Kiste geht übermorgen schon wieder weg. Der Käufer ist ein Freund aus alten Tagen, mit dem ich manche Nacht am Roulettetisch verbracht habe. Der hat den Gewinn seines Lebens gemacht und will jetzt unbedingt eine Luxuskarosse haben.“
Mir persönlich gefiel Thibauds Rechtfertigung nicht besonders. Vielleicht war ich aber auch nur neidisch.