Natürlich dachte ich an den Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, als ich erfuhr, dass ich in Casablanca zu meiner ersten Fahrt auf der AIDA aufsteigen würde. Casablanca! – das hörte sich nach Abenteuer und Exotik an und wäre als Ziel die beste Therapie gegen meine Reiseangst. Denn das Engagement hatte ich auch angenommen, um diese Phobie ein für alle Mal zu therapieren. Schon die Anreise war außergewöhnlich. An einem Montag im Mai 1997 flog ich von Düsseldorf nach Brüssel, wo mich eine Limousine direkt an der Maschine abholte, und zu dem entfernt parkenden Flugzeug brachte, das nach Casablanca starten sollte; man hatte auf mich gewartet. [Lesezeit ca. 9 min] „Kreuzfahrten – Episode 1: Casablanca -> Palma de Mallorca“ weiterlesen
Stabile Seitenlage (ChatGPT-Remix)
2017 habe ich hier eine Kurzgeschichte unter dem Titel „Stabile Seitenlage“ veröffentlicht. Nun ein Experiment: Ich habe den Text dem KI-Modell ChatGPT vorgelegt mit dem Auftrag, es zu einem Expose von 500 Zeichen Länge zusammenzufassen. Dann habe ich ChatGPT gebeten, eine Geschichte von ca. 10.000 Zeichen Länge nach dem Expose zu verfassen – hier das Ergebnis (nach dem Lesen bitte mit dem Original vergleichen): [Lesezeit ca. 4 min] „Stabile Seitenlage (ChatGPT-Remix)“ weiterlesen
Ich bin ein Vulgärpazifist
Ja, ich gestehe: Ich bin immer noch Pazifist und werde es auch für den Rest meines Lebens bleiben. Auch wenn Kriegsertüchtigungsminister und ihre Nachplapperer diese Haltung abwertend „Vulgärpazifismus“ nennen. Selbst in Zeiten, in denen Robert Habeck und Campino erklären, heutzutage würden sie den Kriegsdienst nicht mehr verweigern. Ich habe diesen Kriegsdienst in den Siebzigerjahren verweigert, und es hat acht Jahre in drei Instanzen gedauert, bis man mich als KDV anerkannt hat. Immer noch lehne ich jede Form kriegerischer Auseinandersetzung ab. Immer noch gilt, was ich in der ersten Instanz zu Protokoll gab und was bei den Prüfern ungläubiges Staunen auslöste: Ich würde lieber unverletzt in einem besetzten Land leben als bei der militärischen Verteidigung seiner Freiheit verwundet zu werden oder zu sterben. [Lesezeit ca. 2 min] „Ich bin ein Vulgärpazifist“ weiterlesen
Bleiben – der Heimatroman: Jetzt auch als eBook
Wer also lieber einen eReader für die Lektüre benutzt, kann sich „Bleiben“ jetzt downloaden und installieren.
Vom Rauchen
Der große Bahnhof
Im Traum steht Klett vor einem großen Bahnhof. Die Fassade so breit wie zwei Fußballfelder und turmhoch. Aus Backstein gemauert, ohne Vorsprünge und mit nur sechs oder sieben kleinen Fenstern. Der einzige Ein- und Ausgang ist mit einer Haustür in normaler Größe verschlossen. Klett muss seinen Zug erreichen, aber als er versucht, in die Bahnhofshalle zu kommen, strömen endlos Menschen aus dem schmalen Ausgang. Erst nach vielen Minuten werden es weniger, und er kann sich ins Innere drängeln. Dort ist es jetzt menschenleer. [Lesezeit ca. 2 min] „Der große Bahnhof“ weiterlesen
Die Anzüge meines Vaters
Manchmal denke ich darüber nach, was aus meinem Vater geworden wäre, hätte es den Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. Als er 1947 nach mehr als fünf Jahren Kriegsgefangenschaft in den USA und in England nach Deutschland zurückkehrte, lag seine Zukunft vor ihm wie ein weites, leeres Feld. Was für die Nation eine Stunde Null nach der totalen Zerstörung war, muss ihm vorgekommen sein wie eine Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten. Denn sein Klassenhintergrund spielte keine Rolle mehr. Er konnte alles werden, und so verstand er sich als Aufsteiger, als einer, der seine Vergangenheit als Arbeiterkind hinter sich lassen und zum Bürger der Mittelschicht werden konnte. [Lesezeit ca. 7 min] „Die Anzüge meines Vaters“ weiterlesen
Leseprobe: Bleiben – ein Heimatroman (die letzten 10 Seiten)
Traurig macht sie schon lange, dass Willy, der Postbote, seit Jahren nicht mehr kommt. Denn der war immer gekommen, der war nie gealtert, der sah immer so aus, wie sie ihn mit dem Umzug ins eigene Haus kennengelernt hatte. »Wo hat Willy eigentlich gewohnt?«, fragt sie sich. Hat er überhaupt irgendwo gewohnt? Es war bekannt, dass er nicht nur jede Ansichtskarte las, bevor er sie zustellte, sondern manchen Brief über Dampf öffnete, ihn las und dann wieder verschloss. So war Willy immer über alles informiert, was die Menschen in seinem Bezirk betraf. [Lesezeit ca. 9 min] „Leseprobe: Bleiben – ein Heimatroman (die letzten 10 Seiten)“ weiterlesen
Leseprobe: Bleiben – ein Heimatroman (die ersten 10 Seiten)
Margarete im Krieg
Morgens um fünf schaltete Grete wie jeden Tag das Kofferradio in der Küche ein, während sie den ersten Kaffee kochte. Da war in den Nachrichten von einer militärischen Operation die Rede. Erst den Wetterbericht hörte sie sich aufmerksam an. Beim Mittagessen stellte sie fest, dass ihr altes Rundfunkgerät keine UKW-Sender mehr empfing. Nur über die Kurzwelle kamen Stimmen in fremder Sprache rein und eine Art Musik, die sie nie zuvor gehört hatte. [Lesezeit ca. 9 min] „Leseprobe: Bleiben – ein Heimatroman (die ersten 10 Seiten)“ weiterlesen
Bleiben – ein Heimatroman: Jetzt bestellen!
Endlich ist er da, mein Heimatroman rund um Grete, die am Moor geboren ist und immer dort leben wird.
Ihr könnt ihn direkt bei mir im Shop bestellen oder überall, wo man Bücher kaufen kann – bevorzugt natürlich im guten, alten Buchladen:
Rainer Bartel
Bleiben – ein Heimatroman
ISBN-13: 9783819276132
ISBN-10: 3819276130
Ich freue mich nicht nur über eure Käufe, sondern auf eure Kommentare und Meinungen zum Buch.
Frühe Lektüre
Das ist das Buch „Jenseits von Eden“ von John Steinbeck, eine Auflage für einen Buchclub, in dem mein Vater Mitglied war. Es ist einer der ersten Romane, die ich gelesen habe. Das dürfte 1961 oder 1962 gewesen sein; ich war also acht oder neun Jahre alt und hatte keine Angst vor dicken Schinken, denn in diesen Kinderjahren habe ich auch „Früchte des Zorns“ von Steinbeck, „Onkel Toms Hütte“ von Harriett Beecher-Stowe und „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift gelesen. Alles keine ausgesprochenen Kinderbücher. [Lesezeit ca. 2 min] „Frühe Lektüre“ weiterlesen
Vom Schwimmen
Streben wir nicht alle nach dem Meer? Zieht es uns nicht immer an den Strand? In die Brandung springen, unter Wasser schwimmen wie ein Fisch, auftauchen wie ein Delfin, angespült werden wie eine Echse, auf allen Vieren durch den Sand wie ein nasser Hund, dann der aufrechte Gang, Sandburgen bauen, Kanäle graben, Städte planen, Kriege führen. Klett kann nicht schwimmen und meidet das Wasser. [Lesezeit ca. 2 min] „Vom Schwimmen“ weiterlesen
Frühling in Minsk
Wir sehen eine junge Frau mit dunklem Haar und dunklen Augen im Sommerkleid im Kreis von fünf anderen jungen Frauen. Die Dunkelhaarige ist meine Mutter. Auf der Rückseite des Fotos steht nur: Hildburghausen 1941. Sie sieht fröhlich aus auf dem Bild, beinahe übermütig, und alle sechs Frauen scheinen getanzt zu haben. Wenn ich mich recht erinnere, hat meine Mutter erzählt, dass sie ihre Ausbildung zur Telefonistin dort bekommen hat. Nach allem, was ich recherchiert habe, dauerte diese Ausbildung sechs Monate. Danach wurde sie ins besetzte Minsk, der Hauptstadt Weißrutheniens, wie Belarus in der Nazizeit genannt wurde, eingesetzt. Es war für sie eine glückliche Zeit. [Lesezeit ca. 3 min] „Frühling in Minsk“ weiterlesen
Anziehungskräfte
Poss hatte die Arme auf den Beckenrand gelegt und sah sich von unten die Körper der Mitgereisten an, die dort standen oder gingen. Man schwamm nackt. Das hatten Julie und Meike, die Physiotherapeutinnen, so eingeführt ohne viel Aufhebens davon zu machen. Bis auf Uwe taten es ihnen alle nach. Der schlurfte gerade in Adiletten und bekleidet mit einer schlechtsitzenden Turnhose und in einem Deutschland-Trikot vorbei. Pia hatte neben Poss geparkt und ebenfalls die Arme auf den Beckenrand gelegt. [Lesezeit ca. 22 min] „Anziehungskräfte“ weiterlesen
Familienleben und Arbeitskampf
Der Wecker schellt um 5 Uhr 35. Ester erwacht und steht ohne Zögern auf. Sie trägt ein übergroßes T-Shirt mit Hello Kitty auf der Vorderseite. Die Morgenroutine: Duschen, Kaffee und Müsli. Dann rüber ins Werksschwimmbad, zehn Bahnen. Sie wohnt im Verwaltungsgebäude und fährt nur am Wochenende nach Hause. Anziehen und Make-up. Pünktlich um sieben landet der Helikopter auf dem Parkdeck. Meeting mit dem Vorstand um acht. Als Betriebsratsvorsitzende nimmt Ester Castaño-Kröner regelmäßig an diesen Sitzungen teil. Gerade jetzt in der Krise ist das wichtig. Das Management hat die Schließung von drei Fabriken und die Entlassung von mehr als 5000 Mitarbeitenden angekündigt. [Lesezeit ca. 17 min] „Familienleben und Arbeitskampf“ weiterlesen