„Ich hab’s satt“, sagte Axel. Er hatte den linken Ellenbogen auf den Tisch gestützt und seine Wange in die offene Handfläche gelegt. Mit der Linken umfasste er das Bierglas. Er gab einen Laut von sich wie ein schlecht gelauntes Tier. Dann lehnte er sich auf der Bank zurück, verschränkte die Hände im Nacken und sah sich die Decke in der Kneipe an; Spuren aus fröhlichen Raucherzeiten. „Mal renovieren“, murmelte er. Pola sah zu, wie der attraktive Mann mittleren Alters ganz nach vorne rutschte und sich halb über die Tischplatte lehnte. „Satt hab ich’s“, wiederholte er. „Was hast du satt“, fragte sie. Aber er antwortete nur mit einer theatralischen Geste, weltumspannend mit weit ausgestreckten Armen. Das Rendezevous mit dem Typ, der auf den Fotos der Partnerbörse so optimistisch und stark ausgesehen hatte, verlief enttäuschend.
Jetzt war Axel halb zusammengesunken und starrte den Fußboden zwischen seinen Füßen an: „Hier stinkt’s. Die alten Männer pissen immer einfach auf den Boden. An ihren Spazierstöcken entlang.“ Pola versuchte seinen Blick zu fangen: „Und warum haben wir uns dann hier getroffen?“ Er sah ihr zwischen leicht zusammengekniffenen Lidern direkt in die Augen: „Ist meine Stammkneipe.“ Und ein paar Sekunden später: „Zahlen!“ Er wartete nicht ab bis die ältliche Bedienung auftauchte, sondern legte irgendeine Geldschein hin.
Später gingen sie dann in diese erdfarbene Bar mit der lauten Lounge-Musik und tranken Longdrinks. Jetzt saßen sie nebeneinander auf einer dunkelbraunen Plüschbank. Rückten näher zusammen. Als Polas Schenkel seine Beine berührten, spürte sie ein Summen, als ob er schnurrte wie ein großer Kater. Seine Miene blieb unbewegt. Noch später legte sie ihre Hand auf sein Bein. Dann tranken sie aus und verließen den Laden. Landeten in der Bar vom Hotel Crystall in einer Nische. Axel bestellte eine Flasche Burgunder und Mineralwasser dazu, trank aber nichts vom Wein. Sie waren die einzigen Gäste. Der Bartender wischte ununterbrochen auf seinem Smartphone herum. Als derselbe Song zum dritten Mal lief, verließen sie auch diesen Ort.
Pola war nicht mehr so enttäuscht wie am Anfang. Inzwischen konnte sie sich vorstellen, mit diesem Mann den Abend zu verbringen. Vielleicht sogar die ganze Nacht. Und auch den folgenden Tag. Oder den Rest ihres Lebens. Sie hakte sich bei ihm unter, und Axel führte sie durch die nasse Stadt. Kaum noch Autos um drei Uhr morgens. In ein sehr stilles Viertel. Bis zu einer Haustür. Sie blieben stehen. Er nahm sie an den Schulter und drehte sie zu sich herum. „Nur die Liebe zählt“, sagte er und holte den Hausschlüssel aus der Tasche seiner schwarzen Lederjacke.