Frédéric, der Youngster unserer Gruppe, war völlig fertig. Seine Freundin habe sich völlig überraschend von ihm getrennt. Was der Grund gewesen sei, fragte Olav. Er habe sich geweigert, eine Totalrasur vorzunehmen. Sarah habe verlangt, er solle sich Brust und Beine enthaaren und vor allem unter den Achseln und zwischen den Beinen rasieren. Das habe er zuerst nicht ernstgenommen, statt dessen einen Scherz darüber gemacht und die Sache ignoriert. Dann habe sie ein paar Tage später unter Tränen gesagt, sie könne nicht mehr mit ihm schlafen, das wäre so eklig mit den ganzen Haaren. Und deshalb sei jetzt Schluss.
Thibaud hatte das gehört und wurde wütend: „Dieser ganze Rasurwahn bei den jungen Leute ist nichts als eine Folge der jahrzehntelangen Gehirnwäsche der Pornoindustrie. Hierzulande hat sich noch bis weit in die Siebziger kein Mensch rasiert, gäubige Moslems und Anhänger irgendwelcher Kulte mal ausgenommen. Da hatten Frauen Büschel unter den Armen und einen Pelz auf der Vulva. Und dann fingen die gottverfluchen amerikanischen Pornofilmer damit an, den Darstellerinnen die Muschi zu rasieren, damit die Wichser diese ganze öde Mechanik von Schwanz in Möse ganz genau angucken konnten.
Irgendwann kam dann dieses bescheuerte Wort von der Bikinizone auf. Je knapper die Höschen wurden, desto eher schauten da ja Schamhaare heraus, und das galt plötzlich als unästhetisch. Das musste weg, und die Frauen begannen, sich die Haare auszureißen, mit Wachs abzureißen oder unter Schmerzen zu rasieren. Da ging jede Menge Erotik flöten. Ich erinnere mich an eines meiner ersten sexuellen Erlebnisse. Sie hieß Waltraud und war sechzehn. Wir lernten uns in den Ferien an der Nordsee kennen. Die hatte einen prächtigen Busch, und damit das auch jeder sehen konnte, zupfte sie sich absichtlich ein paar Haare über den Bund der Bikinihose. Ich fand das ungeheuer aufregend.
Und wenn die Verfechter dessen, was die Idioten Intimrasur nennen, anführen, ohne Haare wäre es hygienischer, dann outen sie sich damit als Psychoten, als krankhaft von Ekeln geplagte Kretins, denen jeder menschliche Körpergeruch als etwas Widerliches erscheint. Und dann liegen sie sachlich auch noch falsch. Denn Schweiß, der oxidiert und Geruch erzeugt, kann besser verdunsten, wenn Haare da sind. Weil rasierte Genitalien eher stinken, müssen sich diese Waschzwanghaften ständig waschen und duschen und mit künstlichen Düften besprühen. Wie gut riecht dagegen die Vulva einer Frau, die gerade gevögelt hat!
Schließlich ist der Wunsch vieler Kerle nach einer rasierten Möse nichts weiter als Ausdruck ihrer Angst vor der Frau. Sie wollen nicht mit einer richtigen, erwachsenen Frau konfrontiert sein, mit einer, die eigene Wünsche und Bedürfnisse hat und diese auch noch äußert. Sie wollen ein kleines Pipimädchen, das sich nicht wehrt. Ein Kind ohne Schamhaar, das von ihnen abhängig ist.
Weshalb aber nun seit einiger Zeit auch Frauen eine Vorliebe für enthaarte Männer haben, ist mir schleierhaft. Aber, lieber Frédéric, ein Mädchen, dass so etwas von dir verlangt, ist mindestens geistig unreif, wenn nicht gar schwer neurotisch. Vielleicht ist es besser, dass du bei ihr nicht den Therapeuten spielen musst.“