In jenen Tagen wurde es Thibaud langweilig. Er rief mich an und fragte, was ich ihm als Gegenmittel empfehlen könnte. Natürlich schlug ich verschiedene Vergnügungen und Zerstreuungen vor, aber er beharrte darauf, dass es etwas sein müsse, was er unter normalen Umständen niemals als Aktivität ins Auge fassen würde. Ich vergass die ganze Angelegenheit und hörte über mehrere Wochen nichts von Thibaud.
Dann begegneten Jill und ich ihm zufällig im Delikatessengeschäft am Rande der Innenstadt, wo wir Risottoreis zu kaufen pflegten. Thibaud trug eine Bundfaltenhose, ein gelbes Polohemd und Slipper mit Bommeln. Am Kragen war eine Anstecknadel befestigt mit dem Symbol einer der großen Parteien. Er lächelte verbindlich, küsste Jill flüchtig auf die Wange und gab mir die Hand. Er sei Mitglied der Partei geworden und besuche fleißig die Sitzungen der örtlichen Untergliederung. Man habe ihn gleich als Kandidat für die kommenden Wahlen aufstellen wolle, aber er habe angewinkt und auf sein begrenzten Zeitressourcen hingewiesen. Außerdem, so Thibaud weiter, habe er erklärt, er könne der Partei auch nützlich sein, ohne eine Amt zu bekleiden.
Mir kam die ganze Sache merkwürdig vor. Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei passte nicht zu Thibaud. Dann fiel mir der Ausgangspunkt wieder ein: seine Langeweile. Ich fragte ihn, ob denn die Versammlungen nicht sehr langweilig seien. Thibaud schüttelte den Kopf und sagte: “Solche Treffen sind ja keine Kindergeburtstage, die kann ein Versammlungsleiter so oder so führen. Mich reizt es, als einfaches Mitglied die Inszenierungen zu gestalten. Theater ist nicht demokratisch.”
Er nickte kurz zum Abschied und war in der Menge der Delikatessenkäufer verschwunden.