Tatsächlich hatte Thibaud auch nach drei Monaten immer noch mit keinem von uns geredet. Nicht einmal Hansherbert, der Thibaud völlig kritiklos bewunderte, hatte ihm diese Konsequenz zugetraut. Kurz bevor wie begannen, uns Sorgen um ihn zu machen, begann er, kurze Mails an uns alle zu schicken, wobei wir nicht sicher waren, ob jeder von uns bei allen Mails auf der Verteilerliste stand. Es gab da eine Nachricht, von der ich annahm, dass niemand außer mir sie erhalten hatte. Zu sehr spielte der Inhalt auf eine Diskussion an, die wir vor Jahren geführt hatten, kurz bevor Thibaud sich entschloss, wieder als Dozent zu arbeiten. Die Botschaft kam ohne Anrede und hatte folgenden Wortlaut:
“Ich kann nichts. Ich wüsste aber gern, was ich können könnte, wenn ich denn ein Talent hätte. Hach, wirst du denken, er fischt nach Komplimenten, begabt wie er ist. Du irrst, mein Lieber. Dass ich mit dem Wort und dem Gedanken umzugehen in der Lage bin, hat so wenig mit Talent zu tun wie die Fähigkeit der meisten Menschen, regelmäßig ein- und auszuatmen. Das erleichtert das Überleben, macht aber nicht satt. Ich würde gern etwas können, was Menschen satt macht. So lange ich nicht erkannt habe, was ich können sollte, werde ich nichts tun. Dir, bester Freund, würde ich dasselbe empfehlen.”
Die Nachricht endete grußlos und ließ mir tagelang keine Ruhe. Natürlich hätte ich mit Zilly darüber reden können, aber sie hätte das Problem vermutlich nicht einmal im Ansatz verstanden. Zumal sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich beschloss, einen Garten anzumieten, um herauszufinden, ob meine Hände zum Bearbeiten des Bodens geeignet waren.